Das Parlamentarische Patenschafts-Programm, kurz PPP, ist ein gemeinsames Austauschprogramm des Deutschen Bundestages und des US-Congresses. Jedes Jahr werden vom Bundestag Vollstipendien an Schülerinnen und Schüler sowie junge Berufstätige vergeben, die das Abenteuer suchen und ein Jahr in den USA leben möchten!
Für dieses Programm habe ich mich im Herbst 2018 beworben und nach einem halbjährigen Auswahlverfahren konnte ich es kaum glauben, dass ich von der Bundestagsabgeordneten Esther Dilcher, für das Stipendium nominiert wurde.
Mein Name ist Tim Hartwich, ich bin sechzehn Jahre alt und komme aus Baunatal. Damals hatte ich mich nach dem „Why not?“-Prinzip beworben, doch jetzt bin ich seit vier Wochen in den USA, lebe zusammen mit meiner Gastfamilie und gehe zur High School.
Gastfamilien leben in allen fünfzig Staaten der USA, je nachdem, von welcher man ausgewählt wird, kann man also eine ganz andere Erfahrung erleben als andere Austauschschüler. Als PPP Stipendiat hat man keinen Einfluss darauf, wohin man in den USA kommt, was das Ganze meiner Meinung nach noch spannender macht.
Ich habe das Glück in der Großstadt Charlotte im US-Staat North Carolina leben zu können. Hier in Charlotte treffen moderne Bankenmetropole und Südstaaten-Feeling aufeinander. Subtropisches Klima, jeder grüßt sich mit „Hey, y’all!“, Hurrikans, Fried Chicken, Sweet Tea und Southern-Style Barbecue! Und das alles in einer Stadt mit 900.000 Einwohnern, welche ein NFL Football, ein NBA Basketball Team, den Hauptsitz der Bank of America und vieles mehr zu bieten hat.
Meine Gastfamilie besteht aus meinem Gastvater Kelly, meinem italienischen Gastbruder Alessandro, unserem Hund Winslow und mir. Zusammen leben wir in einem kleinen, aber schönen Haus in einem typisch amerikanischen Suburb, unweit von der Downtown (oder Uptown wie wahre „Charlotteans“ es nennen).
Den Großteil meiner Zeit verbringe ich jedoch in der High School. Jeden Morgen fahre ich mit dem gelben Schulbus zur Schule, um Mitschülerinnen und Mitschüler zu treffen, Milchtüten zum Lunch zu trinken, nach Schulschluss American Football zu spielen und den American High School Spirit zu erleben!
Das ganze Schulsystem hier ist so unterschiedlich zu dem Deutschen. Man kann beispielsweise jedes Unterrichtsfach frei wählen und hat jeden Tag den gleichen Stundenplan, der erst im zweiten Semester wechselt. Man belegt nur vier Fächer pro Semester, welche man allerdings jeden Tag für je anderthalb Stunden hat.
Als Juniorbotschafter des Deutschen Bundestages konnte ich schon viel über die politischen Ansichten der Amerikaner lernen. So ist Charlotte selbst zu einer überwältigenden Mehrheit demokratisch. Bisher waren alle Menschen, mit denen ich über Politik gesprochen habe klar gegen Präsident Trump. Das Spektrum, wie die Leute ihren politischen Standpunkt vertreten, kann man auch deutlich an Schildern und Stickern sehen. Das reicht von zum Nachdenken anregenden Stickern an Autos bis zu „Fuck Trump“ Schildern mitten im Vorgarten. Je ländlicher allerdings die Gemeinden werden, desto republikanischer werden die Stimmen. So war North Carolina früher eher republikanisch geprägt, hat sich jedoch in den letzten Jahren zum „Swingstate“ gewandelt. Man kann den Unterschied zwischen den progressiven Städten und den konservativen Gegenden deutlich spüren.
Ich finde ein Jahr im Ausland zu verbringen ist eine hervorragende Möglichkeit über seinen Horizont zu schauen und eine andere Kultur kennen zu lernen. Ich bin insgesamt sehr dankbar dafür, dass der Deutsche Bundestag jungen Menschen ermöglicht, diese fantastische Erfahrung zu machen.
Selbst neugierig auf ein Auslandjahr als Juniorbotschafter des Bundestages geworden?
Die Bewerbungsfrist für das PPP 2020/21 endet am Freitag, den 13. September 2019!
